26. Juli, 09 Uhr / CHF 30.-
Themenwanderung: „Den Berggeistern nahe“
Geschichten und Sagen auf der Route: Kleine Scheidegg – Hundschopf – Wengen
Musste wegen starkem Regen auf den 10. Oktober verschoben werden / Anmeldefrist 9. Oktober
17. Oktober, 19 Uhr / CHF 20.-
Sagenabend im Museum
Sagenabend in der Mili, wundersame Erzählungen und Musik „von zauberischen Pflanzen und geheimnisvollen Frauen“
Apéro mit Museumswein und „eppis z’bissen“
18. Oktober, 19 Uhr / Erwachsene: CHF 20.- / AHV-Bez.: CHF 15.- / Kinder bis 16. J. gratis
Konzert im Kino
Konzert der Gruppe Neoländler mit urchigen Instrumenten im Kino Wengen
„Alte Lauterbrunner Tänze und traditionelle Klänge aus anderen Gegenden“, dazu werden eindrucksvolle Bilder zu den Steinböcken in unserer Talschaft gezeigt
Apéro mit Museumswein und „eppis z’bissen“
14. – 15. November / Eintritt, siehe Webseite
„Der magische Berg“
Sagen-, Brauchtum-, Landschaftsfestival
Infos und Anmeldung über: www.dermagischeberg.ch
Die Bulletins waren bis und mit 2023 jeweils in lockerer Form, sporadisch hier erschienen. Zukünftig ist es unser Plan vier Bulletins pro Jahr zu publizieren. Jeweils im März, der ausführliche Jahresbericht des Kurators, im Juni und im September Berichte zu thematischen oder organisatorischen Schwerpunkten, und im Dezember ein kurzer Rückblick auf die abgeschlossene Museumssaison.
Nächste Bulletins
September 2025, zum Thema „Was ist ein Sagenmuseum“
Dezember 2025, Rückblick auf die Museumssaison 2025
März 2026, Jahresbericht des Kurators 2025
Juni 2026, zum Thema „Kulturarbeit in unserem Tal, ein Projekt das verbindet“
Juni 2025
Wir Walser !
Es muss um das Jahr 1000 gewesen sein, als alemannische Nomadenstämme aus dem Norden mehrere Gebiete des Oberwallis besiedelten. Sie liessen sich an eher hoch gelegenen Stätten nieder, rodeten den Wald in den «Wildinen» und legten fruchtbare Bergwiesen an. Da lebten sie vom Getreidebau und von ihrer Viehhabe als genügsame Selbstversorger. Durch ihre Erfahrung mit der Land- und Alpwirtschaft in Höhenlagen setzten sie schon früh auf die Bewirtschaftung über mehrere Geländestufen im Jahresverlauf. Die Matten im Tal dienten der Frühjahrs- und der Herbstweide, sowie zum Heuschnitt. An tiefer gelegenen Hängen wurde in terrassierten Äckern Roggen, Dinkel und Gerste angebaut. Weiter oben wurde dann im Sommer Alpwirtschaft betrieben; von den Vorsassen ging es ab Juni bis September hinauf auf die verschiedenen Weidestafel. Das Wildheu wurde auch schon zu jener Zeit an den steilen Fluhbändern geschnitten und in kleinen Stadeln für die Winterfütterung eingelagert.
Jede Sippschaft wirkte auf ihren eigenen Gehältern. Genossenschaftsalpen gab es damals noch nicht. Trotzdem half man sich gegenseitig aus; das Überleben in der rauen Bergwelt war nur durch eine grosse Solidarität zwischen den Siedlern möglich.
Die Familien waren kinderreich und so immer auch arm an Boden. Hunger herrschte stets auf den kleinen Gehöften. Man hatte zudem oft mit Steinschlag, Hochwasser und Lawinenabgängen zu kämpfen, welche die Bewirtschaftung der Bergweiden erschwerten. So machten sich im 12. und 13. Jahrhundert viele Gruppen aus dem Oberwallis wieder auf den Weg, um anderswo ein würdiges Zuhause zu finden. Diese «Walliser» oder eben «Walser» lösten durch ihre Züge eine kleine Völkerwanderung in alle Richtungen aus. Vorerst begab man sich die Seitentäler des Wallis selbst. Beständig ging es dann weiter, so gegen Osten nach Graubünden und ins St. Galler Oberland, über Liechtenstein bis ins Tirol und Vorarlberg. Nach Westen zog man ins französische Chablais. Eine grössere Gruppe wandte sich dem Süden zu, ins Tessin (mit dem bekannten Walserdorf Bosco Guirin), aber auch in die italienischen Alpentäler des Pomatt und des Monte Rosa Gebietes.
Für uns sind natürlich die Wanderungen gegen Norden, ins Berner Oberland bekannt. Die Lötschersiedlungen (Einwanderer aus dem Lötschental) im hinteren Lauterbrunnental, Ammerten, Trachsellauinen und Sichellauinen, gehören da zu den wichtigsten Niederlassungen, die ab ca. 1250 gegründet wurden. Später sollen auch Weiler auf der heutigen Busenalp und im Sefinental entstanden sein. Walsersiedlungen wurden zudem in der Region Brienz-Meiringen (Planalp) und im Simmental gegründet.
Wie in anderen Walsergebieten, spielten Feudalherren eine grosse Rolle als Förderer beim Aufbau von neuen Siedlungen. In unserer Region waren dies die Noblen von La Tour Chatillon aus Niedergesteln, welche die arbeitsamen und bergerprobten Walser zur Kolonisierung und Urbarmachung von unwegsamen Alpentälern im Berner Oberland einsetzten. Als Gegenleistung erheischten sich die Walser-Siedler, trotz Leibeigenschaft, verschiedene Rechte, wie die Bildung einer eigenen Gerichtsgemeinde (in dieser «niederen Gerichtsbarkeit» konnten die Walser ihre eigenen Richter für den Erhalt der dörflichen Ordnung und Sitte wählen), oder die freie Erbleihe (nach dem Ableben eines Siedlers ging Gut und Boden an seine Nachkommen über, zum ursprünglich vereinbarten Lehenszins).
So sind wir eben auch Walser im Lauterbrunnental, bis auf den heutigen Tag. Was ist es denn, welches uns als Abkömmlinge dieses Wandervolkes erkennen lässt ? Als Antwort auf dies Frage könnten wir uns nun verklären, mit schönen Charaktereigenschaften, wie der Liebe zur Bergwelt und ihren wildromantischen Tälern, wie der Arbeitsamkeit und dem Beharrungsvermögen der Bergler, oder dem Zusammenhalt in der Familie und in der Dorfschaft. Solche Wesenszüge sind jedoch auch in anderen Alpengemeinchaften zu finden; das muss nicht «typisch walserisch» sein.
Ein vereinigendes Element, aller zum Teil weit auseinanderliegenden Walserorten ist und bleibt die unverwechselbare Mundart, die sich stark an althochdeutsche Dialekte anlehnt. Der bekannte Walserforscher, Paul Zinsli, schrieb 1968 dazu: «Was diese in der Zerstreuung lebenden Menschen noch immer über die Täler und Grate hinweg verbinden mag, ist neben dem vereinzelt erhalten gebliebenen und nun wiederentdeckten Bewusstsein der gemeinsamen Herkunft allein der Besitz einer in ihren Grundzügen gemeinsamen Sprache – der altertümlichen, eingeprägten, ausdrucksvollen Walserrede.»
Für uns, im Lauterbrunnental, ist dies sicher auch eine Art Aufforderung, unsere eigenen Idiome, die sich teilweise sogar noch von Dorf zu Dorf unterscheiden, zu pflegen und zu erhalten. Sprache lebt und wird gelebt; sie entwickelt sich unweigerlich immer weiter. Im Talmuseum betrachten wir es als eine schöne Aufgabe, alte Wortschöpfungen zu erhalten und uns die Frage nach ihren Ursprüngen zu stellen. Da kann ganz viel Wissen über unsere Talgeschichte zusammenkommen; ein Wissen, das auch für die Gestaltung der Zukunft unserer jungen Bevölkerung von grossem Wert sein dürfte. Ein spezifisches Projekt, dem genau diese Zielsetzung zu Grunde liegt, ist zurzeit im Aufbau; wir werden gelegentlich an dieser Stelle darüber berichten.
Neben Herkunft und Dialekt stellt sich die Frage nach weiteren Gemeinsamkeiten zwischen den Walsersiedlungen, und was sie mit ihrer «Urheimat», dem Wallis verbindet.
Da darf man sicher nach ein paar Eigenheiten in der Architektur (Haus und Ställe) oder in der Besiedelungsform suchen. Bei einigen alten Häusern in unserem Tal kann man das eine oder andere «Seelenguggi» (eine kleine Lucke unter dem Dach, die geöffnet wurde, wenn jemand im Haus gestorben ist, und durch welche die entweichende Seele so in die jenseitige Welt entgleiten durfte) entdecken.
Eindrücklich sind an manchen Hängen auch die Spuren der alten Terrassen, auf welchen vor Jahrhunderten Getreide angebaut wurde.
Und dann ist da noch die bereits erwähnte niedere Gerichtsbarkeit, die auch bei uns während der Herrschaft der gnädigen Herren von Bern autonom ausgeübt wurde; so durfte der Müller von Lauterbrunnen kleine Vergehen im Auftrag des Landvogtes zu Interlaken direkt aburteilen.
Es ist gefällig, solche Zeugen der Vergangenheit aufzuspüren; wissenschaftlich stichhaltige Beweise für ein umfassendes Walserbild sind sie jedoch nicht. Dies würde eine sorgfältige Forschungsarbeit erfordern, die auf soliden Fakten beruht. Trotzdem lohnt es sich, der Walsergeschichte und der Walserkultur auch durch Anschauung (empirisch) etwas auf den Grund zu gehen.
Zu diesem Zweck wurde 1972 die Internationale Vereinigung für Walsertum (IVfW) gegründet. Zentrale Zielsetzung der IVfW ist gemäss ihrer Statuten «die Förderung und Belebung des Walsertums sowie die Kontaktpflege der verschiedenen Walserregionen untereinander und mit dem Wallis». Es geht um den Austausch über kulturelle Gemeinsamkeiten.
Die Sprache ist dabei natürlich von grossem Interesse.
Die Erforschung und Beschreibung der «Walserwege» ist ein bedeutendes Projekt, das zurzeit umgesetzt wird; entsprechende Literatur für interessierte Wandervögel ist bereits vorhanden; neue Routen sind in Bearbeitung.
Mittels der Zeitschrift «Wir Walser», die zweimal pro Jahr erscheint, wird viel über das Verbindende zwischen den Walsergebieten und die fördernde Arbeit der IVfW kommuniziert.
Die Vertretung der IVfW für das Berner Oberland ist seit einem Jahr bei uns, am Tal- und Sagenmuseum Lauterbrunnen, beheimatet. Mit Engagement und Verantwortung versuchen wir diese Region in ihrer Eigenart im grösseren Verbund zu zeigen und weiter zu erforschen. Eine kleine Gruppe von Referenzpersonen hat damit begonnen diese schöne Aufgabe zu definieren und umzusetzen. Wir sind auch offen und dankbar, wenn noch weitere interessierte Walserkundige bei uns mitarbeiten möchten. Kontaktperson: Joseph Guntern / +41 79 308 12 52
P.S. Wir sind eingeladen, uns als Walsergruppe Berner Oberland der diesjährigen Walser Matinée vorzustellen. Der Anlass findet am 8. November 2025, 10.00 – 12.00 Uhr, im Zeughaus Kultur, in Brig/Glis statt. Es würde uns freuen, wenn auch Mitglieder oder Freunde unseres Museumsvereins daran teilnehmen.